Wer sich näher mit Marmota marmota, dem Alpenmurmeltier beschäftigt, findet viele spannende Informationen. Von Oktober bis März verliert ein Murmeltier im Winterschlaf bis zu 30% seines Körpergewichts - die es sich vorher natürlich anfressen muss. Die Reviergröße eines Familienverbandes, der sich aus einem Elternpaar mit dessen Nachwuchs zusammensetzt und bis zu 20 Murmeltier-Individuen umfasst, kann bis zu 2,5ha groß sein. Auf einem Quadratkilometer leben in guten Murmeltiergebieten in den Alpen 40-80 Murmeltiere - eine wirklich große Menge.
Am Ende der Großglocknerhochalpenstraße liegt die Kaiser Franz-Josefs-Höhe. Auf über 2500m ü.d.M. gibt es dort einen wunderbaren Ausblick auf Österreichs höchsten Berg, den Großglockner, der mit seiner unverkennbaren Spitze weit in den Himmel ragt. Aber es gibt hier auch eine Kolonie zahmer Murmeltiere: zwei bis drei Familienverbände leben hier direkt hinter dem Panoramarestaurant, und uns Naturfotografen, die es auf Murmeltierfotografie abgesehen haben, kommt das sehr gelegen. Der grüne Aufzug bringt uns mit schwerem Equipment direkt mitten hinein in die Murmeltierkolonie. Da ständig Touristen dort sind, sind die Murmeltiere am Großglockner so zahm, dass sie regelmäßig bettelnd bis auf den Schoß kommen. Da lohnt es sich immer, Karotten oder Sonnenblumenkerne dabei zu haben, mit denen man die Tiere entsprechend bugsieren kann. Zwischen dem Panoramarestaurant mit dem Aufzug und dem Kaiser-Franz-Josefs-Haus gibt es zwei Ebenen: unten ein Stück Wiese, auf dem man Murmeltiere fotografieren kann, und weiter oben einen tollen Felsen, bei dem man Murtmeltiere vor dem Großglockner ablichten kann. Wunderschöne Bilder!
Allerdings muss man auch wissen, dass man als Fotograf dort nicht alleine ist, denn dieser einzigartige Spot um Murmeltiere in schönster Alpenkulisse zu fotografieren zieht natürlich Naturfotografen an. So passierte es mir dort, dass ich von einer Münchner Kollegin, die sich auf Murmeltierfotografie spezialisiert hat, mit den Worten "Das ist mein Motiv, such dir doch was eigenes" und demonstrativem Sich-zwischen-mich-und-da-Motiv-Stellen regelrecht verscheucht wurde. Schade, denn gerade hier kann man sich künstlerisch voll austoben: Vom Tele bis zum Ultraweitwinkel ist alles machbar und man kann die Murmeltiere toll in Szene setzen. Und so ein Spot sollte ja für alle genug Möglichkeiten bieten.
Leider wird dieser Spot unter anderem von genannter Fotografin, aber auch von anderen, missbraucht, um die Tiere allzusehr zu vermenschlichen, was meiner Meinung nach im Bereich der Naturfotografie nicht stattfinden sollte. Ja, man kann den Tieren dort auch einen Alpenhut aufsetzen - aber muss das wirklich sein? Ich meine nicht. Umso spannender wird es, wenn man die Kolonie einfach nicht füttert und das Verhalten der Tiere beobachtet. Dann beginnen Revierstreitigkeiten, junge Murmeltiere spielen und die Tiere zeigen völlig natürliches Verhalten, obwohl ein Mensch so nah dran sitzt. Wie scho n gesagt ist dieser Spot einzigartig und man sollte behutsam mit diesem Schatz umgehen.
Wer nicht nur Murmeltiere sondern auch Steinböcke fotografieren möchte, findet am Gamsgrubenweg oder am Gletscherpfad entlang der schwindenden Pasterze mit etwas glück die gehörnten Ziegen bei ihrer Klettertour im Geröll oder auf einer der satten Almwiesen, die die Tiere beweiden.
In der Umgebung finden sich übrigens zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten, von günstig bis luxuriös sollte für jeden etwas dabei sein. Vorallem unter der Woche ist wenig los und man hat die Tiere lange für sich. Auch andere Fotografen gibt es dann nicht so viel und man kann fotografieren, worauf man Lust hat.
Übrigens: Murmeltiere sind nicht sehr hitzeresistent. Steigt die Temperatur zu hoch, ziehen sich die Tiere in ihre Bauten oder Felsspalten zurück. Gerade über die Mittagszeit wird es dann schwierig, aber da ist das Licht ja soweiso nicht fotogeeignet. Die besten Fotogelegenheiten gibt es morgens, wenn die Sonne über den Murmeltierfelsen aufgeht oder abends, wenn sie hinter dem Großglockner untergeht.
Noch mehr Bilder von Murmeltieren gibt es in der Murmeltier-Galerie bei den Säugetieren.