Warum Tarnzelte unverzichtbar sind
In unserer Kulturlandschaft, wo die meisten Tiere ohnehin ständig auf der Hut vor Menschen sind, kommt man ohne geeignete Tarnung kaum zu wirklich intimen Aufnahmen. Ein Tarnzelt ist nicht nur eine visuelle Barriere zwischen dir und deinem Motiv, es bietet auch einen geschützten Raum, in dem du dich frei bewegen und deine Ausrüstung in Ruhe bedienen kannst.Selbst bei weniger scheuen Vögeln wie Meisen oder Finken lohnt sich der Einsatz eines Tarnzelts. Sobald die Tiere das Gefühl haben, allein zu sein, kehren sie in ihren normalen Rhythmus zurück: Sie fressen, singen, baden oder kämpfen miteinander – all das ermöglicht authentische Fotos, die ohne Tarnung nur schwer zu bekommen wären.
Der richtige Standort: Beobachtung ist alles
Ein häufig unterschätzter Faktor ist der Standort des Tarnzelts. Einfach irgendwo aufzubauen, in der Hoffnung, dass Tiere zufällig vorbeikommen, funktioniert selten. Beobachte zuerst aus der Distanz: Wo halten sich die Tiere regelmäßig auf? Haben sie bestimmte Lieblingsplätze, wie Äste, auf denen sie häufig landen, oder Trampelpfade, die sie nutzen?
Ein Beispiel aus der Praxis: Wenn du einen Eisvogel an einem Fluss fotografieren möchtest, solltest du vor dem Ansitz beobachten, wo er regelmäßig Fische fängt oder sich niederlässt. Platziere dein Zelt an einer solchen Stelle und gib ihm gegebenenfalls ein paar Tage Zeit, damit die Tiere es als harmlosen Bestandteil der Landschaft akzeptieren.
Geduld ist wichtiger als Technik
Wildtierfotografie ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Das gilt besonders bei der Arbeit mit Tarnzelten. Du kannst das beste Equipment und den idealen Standort haben – ohne Geduld wird es dir nicht viel nützen. Oft dauert es Stunden, manchmal Tage, bis das gewünschte Tier auftaucht und dir die perfekte Gelegenheit bietet. Doch genau das macht den Reiz dieser Art der Fotografie aus: das langsame Verschmelzen mit der Umgebung und das geduldige Warten auf den magischen Moment.
Viele Anfänger erwarten schnelle Ergebnisse und geben auf, wenn nach einer Stunde noch nichts passiert ist. Doch wer sich auf das Erlebnis einlässt und das Warten als Teil der Erfahrung begreift, wird nicht nur bessere Fotos machen, sondern auch die Natur intensiver genießen.
Welche Tarnzelte eignen sich für Tierfotografie?
Nicht jedes Zelt ist für jede Situation geeignet. Kleine, kompakte Tarnzelte sind ideal, wenn du leichtes Gepäck bevorzugst und viel zu Fuß unterwegs bist. Größere Modelle bieten mehr Komfort für längere Ansitze, sind jedoch schwerer und weniger mobil. Achte bei der Auswahl deines Tarnzelts auf folgende Kriterien:
- Innenbeschichtung: Ein dunkles Innenmaterial verhindert, dass bei Gegenlicht deine Silhouette sichtbar wird.
- Stabilität: Gerade bei windigem Wetter ist es wichtig, dass das Zelt sicher steht und nicht flattert, da dies Tiere abschrecken kann.
- Öffnungen: Mehrere variable Fenster auf unterschiedlichen Höhen ermöglichen Flexibilität beim Fotografieren.
- für Umgebungen ohne größere Erhebungen (Strand etc.) nicht zu hoch wählen
- Standfläche: Fläche für kürzere Ansitze (z.B. Tarnzelt vor Sonnenaufgang aufstellen, bis Mittag bleiben) möglichst kleine Standfläche wählen - Rucksack kann ja oft auch draußen bleiben
- längere Ansitze benötigen ein größeres Zelt, man sollte schon kurz aufstehen können, um z.B. sein Geschäft im Zelt (ja, das geht schon ;-) ) zu verrichten oder einfach nur um die Beine auszustrecken
Stangen oder Federstahl?
Ein klares: kommt drauf an! Ich mag die Federstahlzelte, weil Auf- und Abbau richtig schnell geht. Dafür haben sie ein größeres Packmaß. Für das Auto: Federstahl, für Reisen: Stangen.
Sonst noch Tips?
Klar: Wasserdicht sollte es sein. Wenn es nämlich regnet und sich das Dach langsam vollsaugt und danach Tropfen für Tropfen auf dem Kopf des Fotografen landet, ist das wenig angenehm. Ösen für Abspannungen etc. sind für längere Standzeiten obligatorisch, für kurze Sessions stören sie mich eher, so dass ich die Schnüre oft abmontiert habe. Auch spanne ich eher nicht mit Heringen ab - dann kann man auch mal mit dem Zelt "wandern". So ein paar Meter können wirklich hilfreich sein, vorallem wenn genau hinter dem geplanten Ansitz plötzlich eine störende Struktur auftaucht, oder der Eisvogel dann doch lieber anderswo landet.
Und was sind jetzt die Empfehlungen für Tarnzelte?
Selbstbau-Tarnzelt
Zuerst zum bewährten, schon von Fritz Pölking gelobten selbstgebauten Kastentarnzelt. Die Größe des Zeltes ist für die meisten Arbeiten ideal. Beim Fotografieren von Limikolen an der flachen Küste Dänemarks entpuppten sich aber die 1,2m Höhe als zu viel: Im starken Nordseewind wackelte das ganze Zelt so sehr, dass die Vögel eine extreme Scheu zeigten. Ab einer Höhe von 80cm war das aber dann okay. Noch schlimmer ist bei diesem Zelt: man ist sehr eingeschränkt in der Bodenfreiheit. Durch den unteren Kasten ist ein wirklich bodennahes Arbeiten beinahe unmöglich, denn selbst wenn man den Kugelkopf direkt auf den Kasten montiert, arbeitet man immer noch 20-25cm über Boden. Für viele Bereiche ist mir persönlich das aber schon zu hoch.
Die Frontseite des Zeltes habe ich mit einem Fenster für das Objektiv ausgestattet und links und rechts mit Klettverschluss am restlichen Zeltstoff befestigt. Dadurch hat man eine variable Höhe des Objektivlochs und kann sich genau den örtlichen Gegebenheiten anpassen.
Hier sind einige empfehlenswerte Tarnzelte, die sich in der Praxis bewährt haben:
Buteo Photo Gear Tarnzelt Falco Mark III
Dieses von professionellen Naturfotografen entwickelte Zelt bietet mit 230x90 cm Grundfläche und 80cm Höhe Platz für eine Person. Es ist besonders flach und eignet sich sehr gut für Fotografie von Vögeln auf Augenhöhe.
Ameristep Doghouse Tarnzelt
Ein Wurfzelt, das sich in Sekunden aufbauen lässt. Mit einer Grundfläche von ca. 150 x 150 cm und einer Höhe von 170 cm bietet es ausreichend Platz und ist ideal für längere Ansitze geeignet. Die schwarze Beschichtung des Zeltstoffes verhindert das Durchscheinen von Silhouetten bei Gegenlicht.
Stealth Gear 2-Personen Tarnzelt - Nature Photographers Square Hide Green
Dieses Zelt bietet Platz für zwei Personen und verfügt über mehrere Fenster für einen 360°-Blick. Es ist wasserdicht und in Sekunden installiert, was es ideal für spontane Fototouren macht.
Wo kann man ein Tarnzelt kaufen?
Ein sehr guter Anbieter für Tarnung und weiteres Zubehör ist der Shop von http://www.augenblicke-eingefangen.de. Die Rostocker Firma importiert eine Menge verschiedener Tarnutensilien aus den USA und ist in Fragen dazu sehr kompetent, hilfsbereit und schnell.
Sehr intreressant sind auch die Zelte von Tragopan aus Frankreich - klein, günstig und genau auf Fotografen abgestimmt.
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